Männlicher Beckenboden - die Praxis
Physiotherapie bei Harninkontinenz und erektiler Dysfunktion beim Mann
Der männliche Beckenboden und der physiotherapeutische Therapieprozess bei männlichen Kontinenz- und Sexualfunktionsstörungen ist ein wichtiges Aufgabengebiet in der Physiotherapie und muss klar abgegrenzt werden von der weiblichen Beckenbodendysfunktion. Pathologien im Bereich der männlichen Beckenorgane sind die gutartige Prostatavergrößerung, das Prostatakarzinom und die postoperative Harninkontinenz und Sexualfunktionsstörung. PhysiotherapeutInnen können die funktionellen Störungen untersuchen und behandeln. Sie müssen durch exakte Screeningmethoden Risikogruppen erfassen, eine korrekte Prognose und einen Behandlungsplan für die Ziele der funktionellen Rehabilitation erstellen, die Behandlung durchführen, dokumentieren und interdisziplinär diskutieren.
Inhalt:
- Untersuchung des männlichen Beckenbodens:
o Palpation und Untersuchung der männlichen Beckenbodenstrukturen
o Valide Assessments und Scores (Kontinenz/ Sexualfunktion)
o Echtzeitultraschall suprapubisch und perineal
- Instruktion von Beckenbodenübungen: verbal, taktil-manipulativ, mit Biofeedback
- Einsatz von Echtzeitultraschall als Biofeedback im Rahmen des motorischen Lernens und der motorischen Kontrolle der Miktion und Sexualfunktion
- Umsetzen eines Nachbehandlungsleitfadens nach operativen Eingriffen an der Prostata - Erarbeitung des Therapieaufbaus
- Das therapeutische Gespräch mit dem männlichen Beckenbodenpatienten.
- Motivation und Adhärenz im Übeprozess
- Hypothesenbildung, Therapieaufbau und Clinical Reasoning auf Basis spezifischer Befunde und unter Berücksichtigung aktueller Forschungsergebnisse (Fallbeispiele)
- Demo Behandlung realer Patienten durch die Vortragenden
- Behandlung realer Patienten unter Supervision der Vortragenden
- Präsentation aktueller Forschungsergebnisse über die Wirksamkeit der Physiotherapie bei der männlichen Harninkontinenz
Assessment Tools:
- physiotherapeutischer Befund mit Schwerpunkt Evaluation der Muskelfunktion und Funktionsbefund mit und ohne bildgebende Verfahren (Ultraschall)
- strukturierte Bewegungsanalyse zur Beurteilung der motorischen Kontrolle relevanter Alltagsaktivitäten (Haltung, Atmung, Gangverhalten)
- validierte Fragebögen (ICS – ICIQ)
Ziel:
Die Teilnehmer*innen können die spezifische Anatomie und Funktion des männlichen Beckenbodens verstehen, die funktionellen männlichen Kontinenzmechanismen systematisch untersuchen und ein adäquates physiotherapeutisches Behandlungskonzept erstellen, dokumentieren und praktisch durchführen.
Lernziele:
Die Teilnehmer*innen
- können Untersuchungen des männlichen Beckenraumes, im Speziellen der Muskulatur, des Bindegewebes und des Nerven- und Gefäßsystems sicher ausführen
- können spezifische Übungen für den männlichen Beckenboden instruieren und im Sinne des Trainings und des motorischen Lernens individuell adaptieren
- erkennen funktionelle Defizite im Bereich der motorischen Kontrolle der Blasen- und Darmfunktion, sowie der Sexualorgane und können diese den unterschiedlichen Formen der Kontinenz- und Sexualleistung zuordnen
- sind fähig einen begründeten physiotherapeutischen Prozess zu planen und durchzuführen. Dies umfasst den Einsatz valider Screenings und strukturierter Untersuchungsmethoden, das Erstellen von Behandlungszielen, das Ableiten eines Behandlungsplans, die Durchführung der Behandlung, sowie deren Evaluierung und Dokumentation
- erkennen den Einsatz bildgebenden Ultraschalls als Untersuchungs- und Feedbackmethode und können erste Erfahrungen in der praktischen Handhabung erwerben
- lernen strukturierte Modelle des physiotherapeutischen Managements bei operativen Eingriffen an der Prostata kennen und können diese wissenschaftsfundiert reflektieren und diskutieren
- lernen Möglichkeiten der funktionellen Elektrostimulation für spezifische klinische Situationen bei der männlichen Kontinenz- und Sexualfunktionsstörung kennen
- können die Auswirkung und subjektiven Belastungen von Kontinenz- und Sexualfunktionsstörungen empathisch mit Betroffenen und deren Angehörigen besprechen
- können den therapeutischen Prozess im mono- und interdisziplinären Team sowie mit Gesundheitsexpert*innen reflektieren und wissenschaftsbasiert argumentieren
Methode:
- Präsentationen
- praktische Übungseinheiten
- Fallbeispiele
- Reale Behandlung von Patienten als Demobehandlung und durch die Kursteilnehmer*innen in Kleingruppen
- Diskussion, Austausch, Zeit für Fragen